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Lyapunov-Exponent

Die Sensitivität auf kleine Änderungen der Anfangsbedingungen kann quantifiziert werden. Bei der Bäckertransformation verdoppelt sich eine Anfangsdifferenz bei jedem Knetzyklus, sodaß die Differenz nach n Zyklen zu ergibt. Exponentielles Wachstum wird normalerweise zur Basis e definiert. Als die für das exponentielle Anwachsen der Differenz bei der Bäckertransformation charakteristische Zahl ergibt sich demnach . Wir bezeichnen als Lyapunov-Exponenten. Er ist der natürliche Logarithmus der Streckungsrate .

Für eindimensionale Abbildungen , für die die Streckungsrate r nicht konstant ist, muß geeignet gemittelt werden, um ein globales Maß für die Sensitivität auf Anfangsbedingungen zu gewinnen. Wir betrachten eine Folge von Werten und eine Folge von benachbarten Werten .

Der lokale Streckungsfaktor r ergibt sich als Ableitung der Funktion :

Der Lyapunovexponent ergibt sich nun als Mittel des natürlichen Logarithmuns von r über eine lange Reihe von Werten :

 

Für mehrdimensionale Abildungen oder kontinuierliche Modelle existieren andere Definitionen der Lyapunov-Exponenten (vgl. [LL83,LKP87]). Dabei gibt es pro Dimension einen Lyapunov-Exponenten.

Mithilfe des Lyapunovexponenten ist es möglich eine Definition für chaotische Systeme anzugeben: Chaotische Systeme haben (mindestens) einen positiven Lyapunov-Exponenten.

Diese Definition ist offensichtlich nicht sinnvoll für Systeme wie dem Doppelpendel mit Reibung. Hier ergeben sich negative Lyapunovexponenten, weil das Langzeitverhalten regulär ist (Pendel verharrt in Ruhelage). Trotzdem herrscht temporär Chaos, das eine mittelfristige Vorhersage unmöglich macht. Dem kann man Rechnung tragen, wenn man eine andere Art der Mittelung in (gif) wählt.

Vorhersagezeitraum bei chaotischen Systemen

Aus dem Spektrum der Lyapunov-Exponenten läßt sich ein Maß für die maximale Dauer angeben, über die eine Vorhersage sinnvoll ist berechnen [Far82]:

Dabei ist die Unsicherheit in den Anfangsbedingungen, die nur logarithmisch in eingeht. Eine Verbesserung der Meßgenauigkeit wirkt sich also nur schwach auf den möglichen Vorhersagezeitraum aus.   Für Systeme mit ortsunabhängigen Lyapunov -Exponenten ergibt sich K einfach als Summe der positiven Lyapunov -Exponenten:



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Werner Eberl
Sat Apr 15 13:17:50 MET DST 1995