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Arbeitspapier für die Gesprächsrunde von Dr. rer. nat. Harald Zycha

Aus meiner Beschäftigung mit den philosophischen Voraussetzungen der Naturwissenschaft, insbesondere von Physik und Medizin, habe ich die Überzeugung gewonnen, daß die anstehenden Probleme der Medizin keine oberflächlichen Erscheinungen sind, die sich im Rahmen der heutigen theoretischen Vorstellungen zufriedenstellend behandeln lassen.

Zunächst vielleicht ein Hinweis, warum ich mich als (ehemaliger) Physiker auch so sehr mit medizinischen Problemen beschäftige: Die von mir kritisierten Mängel der Physik werden von der orthodoxen Hochschulwissenschaft bisher kaum zur Kenntnis genommen, sie können auch oft mit nicht nachprüfbaren Hypothesen kaschiert werden (wer kann schon den Urknall überprüfen?). In der Medizin jedoch, die der Physik weitestgehend folgt, führen diese Mängel zu schweren praktischen Konsequenzen, die, wenn man sie nur gründlich genug analysiert, nicht mehr zu kaschieren sind: Ob eine bestimmte medizinische Therapie einem kranken Menschen Heilung bringt oder nicht, kann jeder Mensch unmittelbar feststellen und vor allem an sich selbst beurteilen, hier helfen keine raffinierten Hypothesen. Ich betrachte also die Medizin als den unmittelbarsten und unerbittlichsten Prüfstein unserer Naturwissenschaft.

Im folgenden beziehe ich mich auf meine Aufsätze ,,Ein kybernetischer Ansatz zum Realitätsproblem der Physik`` (raum&zeitNr. 57 und 58, 1992) und ,,Neue Paradigmen in der Medizin`` (Erfahrungsheilkunde Nr. 6 und 7, 1993). Da neue Konzepte, wenn sie als notwendig erkannt werden sollen, eine Bestandsaufnahme der alten voraussetzen, möchte ich die Ergebnisse meiner Arbeiten, soweit sie hier von Interesse sind, in zwei entsprechenden Gruppen darstellen:

1. Kritik am bestehenden naturwissenschaftlich-medizinischen Denksystem

Sowohl die Deutungsprobleme der (Mikro-)Physik als auch die theoretischen und therapeutischen Probleme der Medizin liegen im tiefsten wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Fundament, das vor rund 400 Jahren mit der Entwicklung der Galilei'schen Physik errichtet worden ist. - Auf dieser Ebene sucht jedoch heute so gut wie niemand nach Fehlern. Im einzelnen:

1.1 Verleugnung des Geistigen:

Als wesentliche Wurzel für alle weiteren Punkte der Kritik betrachte ich die Emanzipation der Physik vom geistigen Urgrund unseres Seins. Über die intuitiven Erkenntnisse zahlreichen Mystiker und Philosophen hinaus läßt sich heute auf streng rationale Weise zeigen, daß unsere Welt vor allem ein Netz geistiger Zusammenhänge ist. Und das ist hierbei besonders wesentlich: Es läßt sich zeigen, daß durch die Verleugnung des Geistigen, mit der Beschränkung auf das Materielle, die Sicht auf die uns umgebende Wirklichkeit entscheidend eingeschränkt wurde. Eine so unvollständige Physik, und mit ihr die Medizin, kann der Natur nicht gerecht werden. Die Auflösung der Paradoxien (im strengen Sinn des Wortes!) von Quantenphysik hier und Homöopathie dort liegt jenseits dieses engen Streifens!

1.2 Materialismus:

Ich kritisiere also primär den Materialismus, in dem nicht nur die Materie, sondern auch die mit ihr eng verbundenen Anschauungs- und Denkformen Raum, Zeit und Kausalität als ontisch real angenommen werden, während ihre Funktion nur von epistemischer Art - unsere Vorstellung und Sprache betreffend - sein kann.

Dieses Denken hat zwar in der modernen Physik eine erkennbare Aufweichung erfahren, wurde aber nicht wirklich überwunden: Auch der moderne Feldbegriff ist an den Raum gebunden, und das Kausalitätsprinzip hat durch das Indeterminismus-Problem nur eine mathematische Modifikation erfahren.

Als einzige wirkliche Alternative zur materiellen Substanz ist nur die geistige denkbar. Das Geistige ist aber - als Qualität - nicht quantifizierbar und damit nicht mathematisch berechenbar. Deshalb hat die Physik zu ihm keinen Zugang.

1.3 Ontische und epistemische Ebene der Naturbehandlung

In unserer Naturwissenschaft fehlt eine gewissenhafte Trennung zwischen epistemischer und ontischer Ebene in der Behandlung der Natur, die Unterscheidung zwischen Bild und Wirklichkeit: Die Naturgesetze werden als in der Natur selbst liegend betrachtet, als der der Motor ihres Geschehens, während sie doch nur unvollständige Schöpfungen der menschlichen Vorstellung sind, über die wir Ordnung bringen nur in unser Verständnis der Natur. Damit ist es zu so fragwürdigen - aber viel zu wenig hinterfragten - Vorstellungen gekommen wie etwa ,,Selbstorganisation`` oder ,,Urknall`` usw.

1.4 Reduktionismus

Auf dem materialistisch-kausalen Fundament konnte sich als adäquate Methode folgerichtig nur der Reduktionismus entwickeln: Die (kausale) mathematische Beschreibung der (materiellen) Natur setzt Quantifizierung voraus. Dies führt zum fortgesetzten Teilen (mit dem ,,Verlust des geistigen Bandes``, wie Goethe sagt) und damit zwangsläufig zum infiniten Regreß, wie er sich etwa bei der Suche nach den ,,letzten Elementarteilchen`` in der Physik oder den ,,letzten Ursachen`` in der medizinischen Ätiologie zeigt.

1.5 Extrapolation von Erkenntnissen:

Als ein besonders fragwürdiges methodisches Prinzip unserer Naturwissenschaft betrachte ich das der Extrapolation bekannter konkreter Erkenntnisse (Konzepte, Naturgesetze, Naturkonstanten) weit über das meßbare Erfahrungsgebiet, in dem sie entstanden sind, hinaus in unzugängliches Gebiet, in dem ganz andere Bedingungen herrschen können, nicht nur in bezug auf die schon berücksichtigten Größen, sondern vor allem auch in bezug auf solche, die man (noch) gar nicht kennt. - Man bedenke: Jede (nicht ableitbare) Naturkonstante enthält - wie eine ,,black box`` - genau das, was man nicht weiß, sonst bräuchten wir sie ja nicht als solche!

Zu den schlimmsten Ergebnissen einer so unkritischen Denkweise gehört z.B. der sogenannte ,,Urknall``. Doch während uns dieser kaum berührt, geibt es andere Erscheinungen dieser Art, die uns sehr stark betreffen, wie das Folgende.

1.6 Molekularkonzept:

Dieses führt gleich zu zwei schweren Problemen, die gerade für die Medizin von besonderer Bedeutung sind:

a) Die Extrapolation der Molekülvorstellung in den der Messung nicht mehr zugänglichen Bereich höchst verdünnter Lösungen. Man weiß zwar, daß jeder Stoff beim Auflösen in mehreren Stufen zerfällt, von einem hochkomplexen Kristall- oder Molekülgefüge in kleinere Moleküle und Ionen, und daß die Dissoziation mit zunehmender Verdünnung fortschreitet. Dennoch betrachtet man das (Arznei-)Molekül trotz der Kenntnis, daß es nicht der kleinste Baustein unserer Welt ist, als die letzte Station, ohne weiteren Zerfall bis zur magischen Loschmidt'schen Grenze. - Eine solche hypothetische Extrapolation entbehrt jeder Begründung und Erfahrung, ja gerade die Erfahrung, insbesondere die der Homöopathie, spricht gründlichst dagegen (deshalb ist die Homöopathie in diesem Rahmen ja auch nicht zu verstehen)! Es läßt sich aber leicht einsehen, daß man diese Vorstellung offenbar noch für die zweite, vielleicht noch folgenschwerere Kuriosität benötigt:

b) Bei der Entdeckung der Molekülstrukturen hat man die besonderen chemischen Eigenschaften der untersuchten Stoffe nicht nur der Struktur (= Information) als solcher zugeordnet, sondern - hier triumphiert der Materialismus! - gleich jedem einzelnen Molekül selbst, als ob dieses dafür kausal verantwortlich wäre. Den Fehler sehe ich darin, daß man kollektive Eigenschaften einer statistischen Gesamtheit - die Chemie hat es nur mit solchen zu tun! - auf ihre Einzelelemente projiziert. Wir haben hier eine gewisse tragische Parallele zur Interpretation der Schrödingergleichung (vgl. meinen Aufsatz in raum&zeit, Kap. 3.2). Daß dies völlig dem Ganzheitsprinzip widerspricht, ist hier natürlich noch nicht verständlich. Aber ein Vergleich mit der Astrologie (die sich im Kontext dieses uralten Prinzips entwickelt hat) beleuchtet das von einer anderen Seite: Jeder ,,aufgeklärte`` Wissenschaftler verurteilt die Ansicht, daß einzelne Sterne per se auf bestimmte irdische Ereignisse einwirken sollen, was aber tatsächlich nur ein schlechter Astrologe glaubt. Ein guter weiß, daß die Konstellation der Sterne - wie die der Atome in einer chemischen Struktur - nur Epiphänomene tiefer liegender geistiger Zusammenhänge sind. Der aufgeklärte Chemiker ist also in dieser Hinsicht gerade so gut wie der von ihm verurteilte Astrologe.

1.7 Krankheit und Heilung:

In bezug auf die Medizin gehört hierher schließlich noch die Kritik, daß man sich über das Wesen von Nahrung und Gift, Krankheit und Heilung, etc. bisher fast gar keine Gedanken gemacht hat. Auch das liegt wohl an der heutigen Einstellung zur Wissenschaft (vgl. etwa Popper oder von Weizsäcker): Sie fragt nicht nach dem Wesen der Dinge, mit denen sie umgeht. Dieses Versäumnis mag seinerseits dazu beigetragen haben, daß die Schulmedizin, wie sich unten (s. 2.6) ergibt, über wesentliche Strecken einen falschen Weg gegangen ist. Es fragt sich aber, ob im Rahmen des materialistischen Paradigmas überhaupt ein anderer Weg möglich gewesen wäre.

2. Konzept eines ganzheitlich-kybernetischen Denksystems in der Medizin

Das materialistisch-reduktionistische Paradigma hat uns gewiß viele technische Vorteile gebracht und vor allem Erkenntnisse, auf die wir nicht mehr gut verzichten können. Aber wir erkennen heute, daß es seine Grenzen hat. Dieses Denken überwinden soll also nicht heißen, es zu eliminieren, sondern es als zwar unvollständiges, aber doch weiterhin beschränkt brauchbares Erkenntnisprinzip in jene Grenzen zu verweisen, die ihm zukommen. Dazu müssen wir aber unser Gesichtsfeld erweitern auf ein übergeordnetes Konzept, von dem wir die bisherige Methode als Teil begreifen.

Den Weg, dies auszuführen, sehe ich auf der Grundlage einer ,,pragmatischen Ontologie``. Darunter verstehe ich eine Philosophie, die nicht nach den letzten Dingen fragt, sondern nur nach dem Wesen der Dinge insoweit, als wir davon betroffen sind. Es geht also um eine Überlebensphilosophie. Daß eine solche von der (reproduzierbaren) Erfahrung ausgeht und wieder zu ihr hinführen muß, ist sicher naheliegend.

Um das ,,Neue Denken`` in der Medizin, das ich vorschlage, zu begründen, muß ich zunächst die mir dafür am wichtigsten erscheinenden allgemeinen Grundlagen anführen, die sich aus meiner Arbeit ergeben haben. (Zum näheren Verständnis muß ich wieder auf meine oben genannten Aufsätze verweisen.) Manche davon sind ja bereits bekannt und werden von anderer Seite gefordert.

2.1 Ganzheitsprinzip:

Wir müssen dem reduktionistisch-analytischen Denken des Messens von quantitativen Teile-Beziehungen das ganzheitlich-synthetische Denken des Erfassens von qualitativen Zusammenhängen überordnen. Ich meine damit das bereits seit dem Altertum (spätestens seit Aristoteles) bekannte Ganzheitsprinzip (,,Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile`` usw.). Im Rahmen der pragmatischen Ontologie offenbart es sich als unmittelbar evidentes Naturprinzip, insbesondere frei von Hypothesen. Aus ihm ergeben sich ganz fundamentale Konsequenzen von weltanschaulicher Bedeutung, die man offenbar bisher übersehen hat, wohl weil man diesem Prinzip zu wenig auf den Grund gegangen ist.

2.2 Geistiger Urgrund unserer Welt:

Aus dem Ganzheitsprinzip ergibt sich als wichtigste Konsequenz die Sicht der Natur als eine nach oben (Makrokosmos) und unten (Mikrokosmos) unübersehbare Schichtung von geistiger Information. Das Geistige erweist sich als die eigentliche Substanz unseres Seins, das Materielle nur als eine sehr enge Projektion unserer Vorstellung. Man kann erkennen, daß unsere Physik (und Technik!) nur einen winzigen Streifen der viel umfassenderen Wirklichkeit überblickt. Und diese Erkenntnis beruht nicht etwa auf mystischer Intuition, sondern ist heute auf rationale Weise zu gewinnen und nachzuvollziehen.

2.3 System = Funktion:

Ganzheitlich läßt sich die Natur allein vom funktionalen Standpunkt aus betrachten: Jedes ihrer (geschichteten) Systeme ist nur durch seine geistige Funktion gegeben, die es im Zusammenhang des Ganzen innehat. Raum, Zeit, Kausalität kommen darin nicht vor, diese Begriffe dienen nur der beschreibenden Umsetzung der funktionalen Zusammenhänge in unsere Vorstellungswelt, sie werden also in der ihnen zukommenden epistemischen Bedeutung verwendet.

Die unserer (der Subjekt-Objekt-Spaltung unterworfenen) Wahrnehmung erscheinenden Konturen von Gegenständen sind demnach ,,nur`` als funktionale Grenzen der geistigen Systeme aufzufassen. Dies kann man an Hand des in meinem medizinischen Aufsatz beschriebenen Konturtests auch unmittelbar erkennen.

2.4 Ganzheitliches Denken:

Dieses unterscheidet sich vom konventionellen reduktionistischen Denken vor allem dadurch, daß man nicht in die Systeme hineinschaut (sie also nicht teilt), sondern nur die Vielfalt ihrer äußeren Erscheinung beobachtet, diese aber dafür möglichst vollständig. Jedes System ist für uns eine ,,black box``, von der wir nur input und output, also ihre Wechselwirkung mit der Umgebung betrachten. - Damit vermeiden wir die fehlerträchtigen Kausalketten und den im Reduktionismus liegenden infiniten Regreß.

Man könnte hier einwenden, die äußeren Erscheinungen seien ja wieder nur Bilder. Das stimmt, aber im Gegensatz zum konventionellen wissenschaftlichen Denken leiten wir daraus keine konkreten Theorien ab - in diesen entstehen ja erst die Fehler! -, sondern begnügen uns im Rahmen eines Analogie-Denkens mit dem Vergleich von Bildern, wodurch in einer Art Differenzbildung - wie in der Mathematik - das problematische ,,Absolutum`` (,,Ding an sich``) gleichsam herausfällt.

Wie das zu verstehen ist, wird am Beispiel der Homöopathie besonders deutlich: Nach dem Simile-Prinzip wird nur das Bild der Krankheit mit dem der Arznei verglichen, ohne nach den inneren pathologischen (physikalisch-chemischen) Prozessen zu fragen.

Die aus diesem Denken zu gewinnenden Erkenntnisse sind vor allem schichtenübergreifende (,,Schichtungs-invariante``) Aussagen - man denke an den hermetischen Satz ,,wie unten so oben ...`` -, die viel stärker den Blick auf das Wesen der Dinge lenken, das sich in der Art der Wechselwirkung äußert. Es geht hier nicht um konkrete physiologische Details auf einer konkreten Ebene. - Reduktionistisches und ganzheitliches Denken sind also in dieser Hinsicht komplementär.

2.5 Regulation:

Die der Wechselwirkung von Black-box-Systemen angemessene Beschreibung ist die Kybernetik: Alle Systeme der Natur sind als Regelkreise aufzufassen, die in einer geschichteten föderativen Symbiose leben: Jedes System kümmert sich einerseits um sein eigenes Wohlergehen, muß aber andererseits auf die entsprechenden Ansprüche seiner Umgebung achten (Kant'scher Imperativ!). Zwischen diesen immer widerstreitenden Kräften muß es regulativ vermitteln.

Alle uns als mehr oder weniger statisch erscheinenden Dinge, Bäume, Häuser, Menschen - mit oder ohne Krankheitssymptome! - sind Ausdruck sich ständig reproduzierender, quasiperiodischer Regulationsprozesse, nichts ist wirklich statisch (Heraklit!).

Damit kommen wir nun zu den konkret für die Medizin wichtigen Konsequenzen:

2.6 Gesundheit, Krankheit und Heilung:

Gesundheit bedeutet kybernetisch, daß sich der Organismus mit seiner Umgebung in einem dynamischen Gleichgewicht (Homöostase) befindet. Krankheit bedeutet gestörtes Gleichgewicht, forcierte Regulation - ggf. über Umwege, wenn Teilsysteme blockiert sind - außerhalb der Homöostase (Dysregulation). Da jede Regulation auf ein Ziel gerichtet ist und wir dieses bei einem lebenden Organismus mit dem Überleben und daher mit der Gesundheit gleichsetzen dürfen, bedeutet der Krankheitsprozeß bereits die angestrengte Selbstheilung, und die auftretenden Symptome sind als Ausdruck der forcierten Regulation die Zeichen der Heilung! - Daß diese in vielen Fällen nicht gelingt, ändert nichts an diesem Prinzip: Hier muß der Therapeut ergänzend eingreifen, um die Regulation, solange diese überhaupt möglich ist, in gleicher Richtung zu unterstützen.

Mit dieser in schroffem Gegensatz zur Schulmedizin stehenden Aussage (,,Krankheit = Heilung``) ist der Weg frei zum Verständnis aller (naturheilkundlichen) Regulations-Therapien, insbesondere der Homöopathie. Das homöopathische ,,Simile`` wirkt keiner Krankheit entgegen, sondern verstärkt sie, nämlich als Heilung! (Freilich spielt hierbei noch die Potenz eine entscheidende Rolle.)

2.7 Stoffwechsel:

Alle materielle Wechselwirkung lebender Systeme bezeichnet man konventionell als Stoffwechsel. Da es aber Materie als solche nicht gibt, sondern alles von geistiger Art ist, können wir den Begriff ,,Stoffwechsel`` erweitern auf jegliche Wechselwirkung. Und da kybernetische Systeme nur durch diese zu definieren sind, spielt also der Stoffwechsel auch für Gesundheit und Krankheit die zentrale Rolle: Jede Krankheit läßt sich auf fehlerhaften Stoffwechsel zurückführen.

Es läßt sich zeigen, daß seine katabole Komponente als ,,Entmaterialisierungsprozeß`` mit dem homöopathischen Potenzierungsprozß identisch ist! Demnach ist der physiologisch richtige Ablauf daran gebunden, daß für die einzelnen Abbauschritte Lösungsmittel und zu verarbeitendes Material im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Es geht dabei, hier wie dort, um die Gewinnung von Information durch den Abbau (Lösung) des Stoffes. Wird der Abbau behindert - was immer einen Stau der Metaboliten bedeutet! -, dann fehlt die kybernetisch notwendige Information für den weiteren Prozeß, es bilden sich Schlacken, Blockaden - die eigentlichen Ursachen der Krankheit.

2.8 Maß und Dosis:

Man erkennt nun sofort, daß für die nützliche oder schädliche Wirkung eines aufgenommenen Stoffes seine Menge bzw. Konzentration wesentlich ist. Es ist ja bekannt, daß jeder Stoff, gleich ob Nahrung oder eigentliches Gift, ab einer bestimmten Menge schädlich wirkt. Diese Toxizitätsgrenze liegt nur bei jedem Stoff woanders. - Wir sind hier dem uralten Prinzip von Maß und Dosis (Hippokrates, Paracelsus, ...), in seiner modernen Fassung als Arndt-Schulz'sche Regel bekannt, kybernetisch auf die Spur gekommen!

2.9 Universalität des ganzheitlich-kybernetischen Naturprinzips:

Die hier skizzierten medizinischen Zusammenhänge finden ihre reinste Ausprägung in der Homöopathie, die auf dieser Grundlage endlich wissenschaftlich verstanden und damit auch anerkannt werden kann (muß!). Da aber die Prinzipien, nach denen die Natur handelt, sicher nicht von der menschlichen Erkenntnis abhängen, können wir annehmen, daß diese Zusammenhänge für alle medizinischen Bereiche Gültigkeit haben. Alle Therapien müssen sich letzten Endes auf die Autoregulation der behandelten Patienten beziehen, im Sinne von ,,medicus curat, natura sanat``.

Damit, so glaube ich, ist der Anspruch nicht zu hoch gegriffen, daß wir für eine grundlegende Neuorientierung der Medizin hier einen Ansatz haben, der zu großen Hoffnungen berechtigt, daß wir wieder gesünder mit der Natur im Einklang leben können.



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Wed Sep 21 08:46:15 CDT 1994